Bremer Stadtwaage, Bremen

Eine weitere Sehenswürdigkeit in der Altstadt ist unter anderem die Bremer Stadtwaage in der Langenstraße. Stadtwaagen wurden im Mittelalter in vielen Handelsstädten eingerichtet, da die Maßeinheiten für Gewichte oft von Region zu Region unterschiedlich waren. Die Kaufleute mussten ein so genanntes Wiegegeld bezahlen, um diese öffentlichen Einrichtungen zu nutzen. Im Übrigen wurden die Händler hier zur Kasse gebeten, um die Steuern und Abgaben auf Waren zu zahlen, von denen man auch im Mittelalter nicht verschont blieb.

Die Stadtwaage in Bremen wurde im Jahr 1330 das erste Mal erwähnt, der früheste Beleg für eine Stadtwaage in der Langenstraße, dem heutigen Standort und früherer Hauptverkehrsstraße Bremens, stammt jedoch aus dem Jahr 1440. Da der Handel in Bremen immer weiter zunahm, musste man im Jahr 1587 ein neues, größeres Gebäude errichten. Der Baumeister war Lüder von Bentheim, der sowohl die Stadtwaage als später auch das Bremer Rathaus im Stil der Weser-Renaissance gestaltete. Während der ökonomischen und gesellschaftlichen Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert hat sich entlang des Laufs der Weser eine besonders reiche Variante der Renaissance entwickelt, von der auch der Backsteinbau der Bremer Stadtwaage zeugt.

Mit der Einführung einheitlicher Gewichte wurden die Stadtwaagen größtenteils überflüssig. In Bremen wurde das Gebäude daher seit den 1920er Jahren bis 1944 unter anderem von dem ersten Bremer Rundfunksender, der NORAG, genutzt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das prächtige Bauwerk bis auf die Außenmauern zerstört. Nach Kriegsende begann man sofort mit dem Wiederaufbau, es gab jedoch Streitigkeiten über die Gestaltung des rückwärtigen Giebels.

Als die Bürgerschaft im Jahr 1958 die Fortsetzung des Aufbaus der Stadtwaage ablehnte, sprang die Sparkasse Bremen in die Bresche und finanzierte das Projekt. Unter der Aufsicht von Rudolf Stein wurde ein neues Gebäude mit einem originalgetreuen Giebel errichtet. Im Erdgeschoss eröffnete die Sparkasse eine Filiale und das Obergeschoss dient heute als kultureller Veranstaltungsort. Die Räumlichkeiten stehen für Vorträge der unterschiedlichsten Arten, unter anderem von den Instituten der Bremer Universität, zur Verfügung. Außerdem finden in der Stadtwaage viele Konzerte statt, bei denen oft Nachwuchstalente aus der Region zum Zuge kommen. Die Deutsche Kammerphilharmonie und die Günter-Grass-Stiftung haben ihren ständigen Sitz im Gebäude der Stadtwaage.