Haus der Bürgerschaft, Bremen

In den Hansestädten werden die Stadtvertretungen Bürgerschaften genannt. Da die Freie Hansestadt Bremen auch ein Bundesland ist, handelt es sich hier um das Landesparlament, das dem Landtag in anderen Bundesländern entspricht. Im einzigen modernen Gebäude am Marktplatz  4 , dem Haus der Bremer Bürgerschaft, kommen 83 Abgeordnete zusammen, von denen 67 in Bremen und 16 in Bremerhaven gewählt wurden.

Kontrastreiches Paar - St.Petri Dom und Haus der Bürgerschaft

Seit dem Jahr 1864 war die Bürgerschaft in der "Neuen Börse" untergebracht, so der Name des Gebäudes, das an gleicher Stelle stand wie heute das Haus der Bürgerschaft. Gleich zu Beginn des Dritten Reiches im Jahr 1933 löste das nationalsozialistische Regime die Bremer Bürgerschaft auf und das Bauwerk der "Neuen Börse" wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. Als nach Ende des Krieges die Bremer Bürgerschaft wieder ins Leben gerufen wurde, entschied sie recht schnell, einen Wettbewerb für die Errichtung eines neuen Gebäudes auszuschreiben, den Wassili Luckhardt nach einigem Hin und Her gewann.

Der im Jahr 1889 in Berlin geborene Architekt wurde in seiner Heimatstadt unter anderem für den Bau von größeren Projekten im Berliner Hansaviertel und für die Freie Universität bekannt. Durch den Stil des "Neuen Bauens", den Luckhardt an Wohnhäusern anwandte, erlangte er deutschlandweite Anerkennung. Als seine Meisterleistung gilt jedoch das Haus der Bremer Bürgerschaft.

Aus architektonischer Sicht hat das Gebäude am Marktplatz  4  große Diskussionen ausgelöst. Im Jahr 1966 endlich hatte Wassili Luckhardt seinen modernistischen Entwurf für ein Gebäude der Stadt- und Ländervertretung am Marktplatz  4 , direkt neben dem Rathaus, umgesetzt. Viele Bürger hatten Bedenken wegen dieses vermeintlichen Stilbruchs in Bremens "Guter Stube". Die Fassade aus Stahl, Beton und Glas fügt sich jedoch bemerkenswert harmonisch in das Ensemble aus historischen, meist im Stil der Renaissance gestalteten Bauten ein. Dies ist nicht zuletzt der Umsicht des Architekten zu verdanken. Bezüglich des Daches ging Wassili Luckhardt einen großen Kompromiss ein: Er konstruierte ein Faltdach, damit sich der "Neuankömmling" auf dem Marktplatz  4  nicht allzu sehr von seiner Umgebung abhebt.

Im Jahr 1992 wurde das Haus der Bremer Bürgerschaft schließlich unter Denkmalschutz gestellt.